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Grösste Rücksichtnahme auf historischen Bestand

Das klassizistische Schloss an prominenter Lage über der Gemeinde Schlossrued erfuhr eine Gesamtsanierung mit neuer Nutzung als Seminar- und Eventzentrum. Die historische Raumstruktur und die Ausstattung konnten durch die gewählten neuen Eingriffe grösstenteils erhalten und sinnvoll ergänzt werden.

Die gesamte Raumhülle mit Fassade und Dach wurde instand gestellt und renoviert. Der kaputte Deckputz wurde vollständig erneuert und erhielt einen neuen Farbanstrich. Die originalen Fenster wurden ertüchtigt und energetisch verbessert. Das Dach wurde vollständig mit den bestehenden Ziegeln neu eingedeckt. Der Dachschmuck konnte nicht mehr restauriert werden und wurde nach dem Original rekonstruiert. Die originale historische Raumausstattung wurde durch teils massive frühere Eingriffe und den langen Leerstand des Gebäudes stark dezimiert und beschädigt vorgefunden. Im Erdgeschoss fehlte das innere Raumkleid gänzlich. Die noch vorhandenen Ausbauteile wurden in mühsamer Arbeit zusammengesucht und aufgrund alter Fotoaufnahmen räumlich zugewiesen. Die noch vorhandenen Fragmente von Wandtäfer, Parkett, Türen, Einbauschränken und Fenstern wurden gesichert und fachmännisch restauriert. Die fehlenden Teile wurden rekonstruiert und ergänzt. Die vorhandenen Stuckdecken, Sandsteinplatten und Terrazzoböden wurden ertüchtigt und restauriert. Tapetenfragmente konnten keine mehr vorgefunden werden. Die heutigen, zeitlich passenden Handdrucktapeten wurden in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und der Bauherrschaft bemustert und ausgewählt.

Die neuen Eingriffe erfolgten unter grosser Rücksichtnahme auf den historischen Bestand. Die neuen WC-Anlagen, Technik- und Lagerräume konnten im neuen Untergeschoss untergebracht werden. Dafür wurde das gesamte Schloss in etappenweisem Vorgehen ausgegraben und mit Beton unterfangen. Der Einbau des Liftes erfolgte am aufgrund der bestehenden Erschliessungsstruktur schlüssigsten Ort. Dadurch gelang es, alle Geschosse rollstuhlgängig zu erschliessen. Zusammen mit den weiteren Rückbauarbeiten im Erdgeschoss ermöglichte dies, den Bezug zum Aussenraum zu stärken. Alle südwestseitig angeordneten Räume verfügen nun über einen direkten Zugang zur Schlossterrasse. Im ersten Obergeschoss konnte die spannende bestehende Raumabfolge komplett erhalten werden. Die reich ausgestatteten Räume werden als Gruppen- und Konferenzräume mit angegliederten separaten Pausenräumen genutzt. Die Nutzung als Kongresszentrum erforderte einen Saal. Die Umsetzung dieses Bedürfnisses sollte innerhalb der bestehenden Gebäude erfolgen. Dadurch waren erhebliche Eingriffe in die Statik des zweiten Obergeschosses unumgänglich. Die rückgebaute Raumstruktur blieb in der Breite der ehemaligen Wände als Parkettfriese und Deckenunterzüge ablesbar. Die Felderböden und Stuckdecken behielten ihre Gliederung. Die Farbgestaltung der Wände zeigt sich einheitlich und stimmig zwischen Knietäfer und Wandfläche. Die Räume im dritten Obergeschoss wurden zu Wohnzwecken für den Schlossherrn und als Lagerräume umgenutzt. Die Raumstruktur blieb erhalten und wurde um einen zusätzlichen Erschliessungsraum erweitert. Im Dachgeschoss erfolgte der Einbau von Lagerräumen und ein Brandabschluss als additive Elemente. Sie zeigen sich als eingeschobene Boxen, wodurch der imposante Dachstuhl unangetastet blieb.

Aufgrund der früheren Nutzung als Sommerresidenz war kaum technische Infrastruktur vorhanden. Alle Liegenschaften der Schlossanlage mussten bis auf die Schmutzwasserleitungen vollständig neu erschlossen werden. Dabei galt es, das Wurzelwerk des jahrhundertealten Baumbestandes nicht zu beschädigen. Die Wärmeerzeugung erfolgt mittels Wärmepumpen mit Erdsonden. Die Erwärmung innerhalb der Gebäude erfolgt im Unter- und Erdgeschoss mit Bodenheizung, ab dem ersten Obergeschoss mit Radiatoren in den Fensternischen. Die vertikale Erschliessung der HLSE-Leitung erfolgte in bestehenden, nicht mehr genutzten Kaminen, mit anschliessender sternförmiger Erschliessung der Verbraucher pro Geschoss. Dafür wurden bestehende Felderböden und Wandtäfer behutsam demontiert und nach Verlegen aller Leitungen restauriert wieder eingebaut. Massive Spitzarbeiten wurden, wenn immer möglich, versucht zu vermeiden. Durch die tägliche, örtliche Bauleitung konnten die einzelnen Gewerke untereinander koordiniert und, wo nötig, entflochten werden. Durch eine geschickte Führung der Abluftleitungen konnten diese kaum sichtbar nach aussen geführt werden.

Historische Schlossanlage

ObjektSchloss Rued
Baujahr1796, Architekt Carl Ahasver von Sinner
BaustilKlassizismus
ArtGesamtrenovation und Umbau zu Seminarzentrum
SIA-Phasen21–53, Machbarkeitsstudie, Planung, Ausführung und Bauleitung
AuftraggeberPrivat
KategorieDirektauftrag
StatusRealisiert 2018