Zurück zur Übersicht

Über Jahrhunderte erhaltene Räume als oberstes Schutzziel

Bei der Restaurierung der barocken Klosteranlage ging es neben der Sanierung der veralteten Haustechnik vor allem um die Erhaltung der einmaligen historischen Bausubstanz und des wertvollen Kulturgutes. Die reich ausgestatteten historischen Innenräume mit barockem Ausbau, Stuckdecken, Kreuzriemenböden und bemalten Täfern wurden nach denkmalpflegerischen Kriterien restauriert. Auch das spätbarocke Deckenfresko, sowie das Aussenfresko von Torricelli, Wandmalereien sowie diverse Bilderzyklen und mobiles Kulturgut bedurften aufgrund von Schäden und Farbabplatzungen dringend einer Restaurierung. In allen Räumen wurden Unterhalts-, Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten zur Erhaltung der Oberflächen und Sanierung der Schäden unter Berücksichtigung von bestehenden und zukünftigen Nutzungen durchgeführt. Wenige bewusste bauliche Eingriffe dienten mit Schaffung von Aufenthaltsräumen und der klaren räumlichen Abtrennung von halböffentlichen Bereichen, wie dem neuen Webatelier im Dachgeschoss, der Förderung der klösterlichen Gemeinschaft. Der heutige Charme und die Aussagekraft der über Jahrhunderte erhaltenen und gepflegten Räume musste dabei als oberstes Schutzziel erhalten bleiben. Neben der historischen Auseinandersetzung mit dem Gebäude und den Rahmenbedingungen der Denkmalpflege stellten auch die Grösse der Anlage, die etappierte Ausführung und die Rücksichtnahme auf den klösterlichen Betrieb eine grosse Herausforderung dar.

Alle alten Elektroinstallationen, die zum Teil durch Stuckprofile und über historische Ausbauteile verlegt wurden, wurden entfernt. Die Elektroanlagen und die Beleuchtungen wurden in allen historischen Räumen erneuert. Um die baulichen Eingriffe möglichst klein zu halten, erfolgte die Horizontalerschliessung der Elektroinstallationen in den Korridoren. Für die Feinerschliessung der Zimmer und der historischen Räume musste oft eine individuelle, dem jeweiligen Raum angepasste Lösung gefunden werden. In einigen Räumen war es möglich, die Installationen im Holzboden zu verlegen, in anderen Zimmern hinter dem Wandtäfer, unter der Sockelleiste, manchmal auch in Hohlräumen. Gleichzeitig mit den Elektroinstallationen wurde die von der Gebäudeversicherung empfohlene Brandmeldeanlage zum Schutz von Personen, Gebäuden und wertvollen Kulturgütern eingebaut.

Die Sanitärinstallationen und Abwasserleitungen waren in vielen Räumen sichtbar verlegt und oft mitten durch die profilierten Randabschlüsse der barocken Holz- und Stuckdecken. Die neue Erschliessung mit Kalt- und Warmwasser, sowie die Abläufe wurden unter Putz verlegt. Anschliessend wurden alle alten Deckendurchbrüche geflickt und die historischen Randprofile ergänzt. Alle Zimmer erhielten einen neuen Waschtisch auf einer Ablage aus Nussbaumholz. Die alten WC-Anlagen und die Trennwände in den Korridoren im ersten und zweiten Obergeschoss wurden entfernt und der Kreuzkorridor mit dem barocken Fenster am Ende des Korridors wieder rekonstruiert. Im Weiteren wurden neben der Erneuerung der Schnitzelfeuerung, der Heizungsunterstationen und optimierter Regulierungen auch die Radiatoren den Raumfarben entsprechend gespritzt und die bestehenden Anschlussleitungen untersucht und, wo nötig, ersetzt. Neben Wärmedämmmassnahmen wurden auch weitere energetische Verbesserungen ausgeführt, wie der Ersatz der einfach verglasten Fenster in heutiger Fenstertechnik mit passenden historischen Beschlägen und Profilen. Erhaltenswerte Fenster wurden mit einem zusätzlichen Flügel aufgedoppelt.

Beichtkapelle
Basierend auf dem Befunduntersuch durch das flächige Freilegen des Wandbereichs, konnten die ursprünglichen Ornamente von Hand mit dem Malstock wieder rekonstruiert werden.

Eckzimmer 1. OG
Der ursprüngliche Bretterboden aus dem 17. Jahrhundert, dessen Friese mit der barocken Decke korrespondiert, konnte wieder freigelegt und restauriert werden. Das barocke Brusttäfer wurde aufgrund von Kornuntersuchungen der Farbe freigelegt und die Intarsien wieder sichtbar gemacht.

Torricelli-Raum
Durch die Entfernung von jüngeren Einbauten mit Bad, Küche und Abstellräumen konnte wieder ein grosszügiger Raum geschaffen werden. Die bei den Sanierungsarbeiten gefundenen Fresko-Wandmalerei wurde freigelegt und konserviert.

Probsteistube
Die Stuckdecke war mit einer 5 mm dicken, weissen Farbschicht überzogen. Nach der Freilegung in mehreren Arbeitsgängen wurde die originale zweifarbige barocke Farbfassung lasierend aufgetragen. In den Medaillons konnten ebenfalls Malereireste freigelegt werden. Die Fehlstellen in der Malerei wurden in schrittweisem Vorgehen zurückhaltend retuschiert und damit die Malerei wieder lesbar gemacht.

Silja-Walter-Raum
Baubegleitende Untersuchungen zeigten auf dem Holzwerk 13 historische Farbfassungen. Die Untersuchungsergebnisse bildeten die Grundlage für die Restaurierungsarbeiten und die Farbgebung. Am ursprünglich, reichverzierten Deckenstuck wurden alle Feinheiten erst durch die Freilegung und Entfernung der dicken Farbpartikel wieder sichtbar.

Priorat-Zimmer
Die jüngeren Wände von drei eingebauten Räumen wurden entfernt und der ursprüngliche Raum wiederhergestellt. Alle Reste des historischen Brusttäfers wurden restauriert und fehlende Teile ergänzt. Diverse Fehlstellen an den Profilen der Stuckdecke wurden geflickt und aufmodelliert. Diverse fehlende Deckenprofile wurden entsprechend dem Original an Ort gezogen und versetzt.

Historische Klosteranlage

ObjektKloster Fahr
Baujahr14.–17. Jahrhundert, Architekten Caspar und Johannes Moosbrugger, Weitere
BaustilBarock und Rokoko
ArtInnenrenovation und Umbau Klosteranlage
SIA-Phasen31–53, Planung, Ausführung und Bauleitung
AuftraggeberKloster Fahr
KategorieDirektauftrag
StatusRealisiert 2020