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Überraschender Zustand der historischen Malereien

Die Baugeschichte der Loretokapelle reicht ins ausgehende 17. Jahrhundert zurück. 1699 errichteten die damals nach Wohlenschwil pfarrgenössischen Mägenwiler die Kapelle als Nachahmung der «Casa Santa», des Hauses der heiligen Familie in Loreto und setzten damit ein starkes katholisches Zeichen an der Grenze zur reformierten, bernischen Nachbarschaft. 1896 bis 1899 wurde das ungegliederte Innere der Kapelle umgestaltet. Äusserlich zeigt der einfache Rechteckbau mit Ausnahme der in den 1920er-Jahren hinzugefügten Sakristei und des erneuerten Dachreiters beinahe noch sein ursprüngliches Erscheinungsbild.

Aufgrund von Fotografien der letzten umfassenden Restaurierung sowie einzelner Probefreilegungen wusste man um Reste älterer Malerei unter der problematischen, jüngsten Fassung. Umfang und Zustand der historischen Malereien waren für alle jedoch überraschend. Nicht nur die Deckenmedaillons zeigten sich in erstaunlich gutem, lesbarem Zustand, auch waren diese eingebunden in eine reichhaltige, farbig-dekorative Architekturmalerei, die in dieser Form nicht erwartet werden durfte und die im Kanton Aargau ihresgleichen sucht. Die Deckenmedaillons zeigten sich eingebunden in ein Rankenwerk auf Kapitellen ruhend, von wandhohen Pilastern getragen. Ein illusionistisch aufgemalter Hintergrund mit Steinquadern und Bändern nimmt Bezug zur ursprünglichen Fassung des 17. Jahrhunderts, die sich noch immer unter der nun sichtbaren Malerei verbirgt.

Im stetigen Dialog aller Beteiligten (Bauherrschaft, Denkmalpflege, Restaurator und Architekt) wurde das Restaurierungskonzept ausgearbeitet und aufgrund aktueller Befunde mehrmals geschärft. Dank der analytischen und akribischen Vorgehensweise und dem handwerklichen Geschick der Restauratoren konnte der Substanzverlust durch die Freilegearbeiten an den historischen Wand- und Deckenmalereien auf ein Minimum reduziert werden. Malereien wurden, wo notwendig, gesichert, kleine Fehlstellen geschlossen und nur bei klarem Befund und für das Gesamtbild irritierender Fehlstellen rekonstruktiv ergänzt. Um die Authentizität der originalen Malerei nicht zu verfälschen, wurden neue Retuschen als solche erkenntlich ausgeführt.

Heute präsentiert sich die Loretokapelle Mägenwil in ihrer letzten prägenden, historischen Fassung des ausgehenden 19. Jahrhunderts und zählt damit zu den am reichsten dekorierten Kapellen im Aargau.

Kapelle

ObjektLoretokapelle Mägenwil
Baujahr1699
BaustilBarock
ArtInnenrenovation Kapelle
SIA-Phasen31–53, Planung, Ausführung und Bauleitung
AuftraggeberKath. Kapellenverein Mägenwil
KategorieDirektauftrag
StatusRealisiert 2018